Wildauer Wochenmarkt
…und mittwochs rollt die Frische an
Mittwochs 8 - 14 Uhr
Freiheitstraße (gegenüber REWE)
Vor zwölf Jahren machten auf dem Meyerbeck-Gelände die ersten Markthändler Station. Erst waren es drei Wagen, die einmal pro Woche kamen. Heute stoppen bis zu 10 „fliegende Händler“ vis-a-vis von REWE. Der „Wildauer Wochenmarkt“ hat sich etabliert. Die WiWO arbeitet laufend an einer Ausweitung des Angebotes.
Mittwoch: Wildauer Wochenmarkt, 8-14 Uhr, WiWO“ - so ist es auf einer Plakatwand und auf Baufeldbannern zu lesen. Klappern gehört zum Handwerk und ein bisschen Werbung kommt immer gut an. Für „Apfel-Doris“ vom Obsthof Hentschel aus Sonnenwalde, ist die neue Marketingoffensive ein gutes Zeichen: „Das zeigt uns Händlern, dass die Wildauer ihren Markt wollen. Ich freue mich jede Woche immer ganz besonders auf den Mittwoch, denn
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Wildau hat so viele tolle und freundliche Menschen.“
„Apfel-Doris“, die eigentlich Doris Paulenz heißt, ist nicht nur seit zwölf Jahren als „fliegende Händlerin“ zwischen Lübbenau, KW, Ludwigsfelde und Wildau unterwegs, sie gehörte auch zu den ersten, die in Wildau ihren Stand aufbauten: „Vor zwölf Jahren stand das Meyerbecksche Einkaufscenter noch. Am Anfang waren wir drei: Der Bäcker, der Fleischer und ich.“
Wildau habe sich gut gemacht, sagt die stets lächelnde Markthändlerin: „Die Umsätze sind gut, die Leute offen und interessiert an frischer Ware aus der Region. Den Geschmack aus der Heimat möchten viele Menschen auf der Zunge spüren. Regionalität ist Trumpf.“ Ihre Hauptprodukte sind – je nach Saison – 18 Sorten Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Tomaten, Kirschen. Dazu hat sie Leinöl und Schafskäse im Angebot. Und aus dem Spreewald bringt sie von der Firma Müller leckere Salate, Sauerkraut und Gurken aus dem Fass mit. Bei „Apfel-Doris“ gibts nicht nur die Tüte Frisches aus der Heimat, sondern stets auch eine Portion „Neues über den Gartenzaun“ gratis dazu: „Ja, ich kenne viele Leute hier. Manche erzählen ein bisschen was von zu Hause, für manche ist es vielleicht das einzige Gespräch, das sie am Tag führen können. In den furchtbaren Corona-Wochen konnte ich so manchen Senior mit ein paar schönen Worten sogar etwas aufmuntern. Ich bin dankbar für meine Stammkunden und den wundervollen Job, den ich hier machen darf.“
Die WiWO stellt ihr Gelände am REWE gern den Markthändlern zur Verfügung. Geschäftsführer Sven Schulze: „So ein Markt schafft Atmosphäre für die Stadt, bringt Wärme in den Ort und ist ein wichtiges Stück Lebensqualität für viele Anwohner. Außerdem unterstützen wir die regionale Wirtschaft, unsere Bauern und Anbieter lokaler Lebensmittel. Als größter Vermieter der Stadt ist uns das sehr wichtig.“ Mit Kathrin Bochert kümmert sich eine WiWO-Mitarbeiterin mit viel Liebe und Szenewissen um den Markt. Sie ist stets auf der Suche nach neuen Händlern mit interessanten Angeboten. Zu den aktuellen Stammhändlern gehört neben dem Obsthof Hentschel die Bäckerei Schüren und die Fleischerei Nusche. Zum regelmäßigen Angebot gehören Quarkbällchen und Hefekuchen, Brot und Kleinwaren, Obst und Gemüse, Fisch und Wild, Suppen und Deftiges. Kathrin Bochert: „Unser Ziel ist es, mit dem Markt ein interessantes Angebot für ganz Wildau zu haben.“ Die Standgebühren sind mit 5 Euro pro Markttag sehr moderat, sie werden aktuell ausschließlich für Nebenkosten wie die Reinigung des WC für die Markthändler und den Strom verwandt.
Händlerportraits
Salih Alkan
„In Sachen Frische und Qualität macht mir niemand etwas vor!“ Salih Alkan zeigt selbstbewusst auf seine Ware: „An meinem Obst finden Sie keine weiche Stelle, bei mir ist alles topfrisch.“ Um dieses Versprechen zu erfüllen, steht er viermal die Woche morgens um 1 Uhr auf.
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Sein Ziel ist Berlins größter Obst- und Gemüsegroßmarkt, der um 3 Uhr öffnet: „Dort will ich zu den Ersten gehören, um die besten Produkte zu bekommen. Ich suche mir alles selbst aus, lasse mich niemals beliefern.“ Das sei doch fast so gut wie selbst gepflückt.
150 verschiedene Artikel bietet Salih in den Auslagen seines „Alkan-Früchtebasars“ an. Jeden Tag an einem anderen Ort: „Dienstags bin ich am Zeppelinufer in Teltow, mittwochs hier in Wildau, donnerstags ist mein Einkaufstag, freitags findet man mich in Wandlitz und samstags auf dem Zehlendorfer Frischemarkt.“ Doch egal, wo er gerade ist, überall hat der gebürtige Türke, der im Dezember 1993 nach Deutschland kam, einen zufriedenen und deshalb festen Kundenstamm: „Ich handele seit 22 Jahren mit Obst und Gemüse, damit kenne ich mich aus. Das spüren die Leute und vertrauen mir und meinen Waren.“ Ja sicher sei er nicht der preiswerteste und im Supermarkt könne man immer ein paar Cent sparen. Aber die Kunden wüssten seine Qualität zu schätzen: „Dafür sind sie bereit, ein bisschen mehr zu zahlen. Auch die Rentner, die es ja meistens nicht so dicke haben.“
Der Wildauer Wochenmarkt steht bei Salih Alkan seit 2019 auf dem Tourenplan: „Die Umsätze hier sind zwar nicht gerade rekordverdächtig, aber ich bin zufrieden. Viele sagen, dass sie immer wieder gern zu mir kommen, weil sie bei mir neben guten Produkten auch gute Laune bekommen.“
Fleischer Harald Nusche
„Ich war schon da, da stand Meyerbeck noch.“ Gerald Nusche hat die Entwicklung des Wildauer Wochenmarktes von Anfang an begleitet:
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„Am Anfang stand ich ganz allein auf dem Platz, nach etwa einem Jahr kam Apfel-Doris dazu und im Lauf der Zeit der eine und andere Händler. Am Anfang waren die Umsätze so mau, dass ich schon aufgeben wollte. Ein Glück, dass ich es nicht getan habe, denn inzwischen hat sich der Wildauer Markt gut etabliert und ich bin zufrieden.“
Zufrieden sind auch Meister Nusches Kunden. Ganz offensichtlich sind die hausgemachten Wurstspezialitäten des Fleischers aus Niederlehme aus dem Stadium des Geheimtipps schon lange heraus. Man steht Schlange nach der frischen Blutwurst, nach dem selbstgemachten Fleischsalat oder der Hausmacherwurst. Er selbst mag seinen Verkaufsrenner gar nicht benennen: „Die Leute lieben im Grunde jede Wurstsorte. Allein vom Zwiebelmett gehen pro Woche 120 Kilogramm über meinen Verkaufstresen auf Rädern.“ Den Erfolg kann sich Gerald Nusche selbst nicht so richtig erklären: „Ich habe noch nie Reklame gemacht, noch nie eine Zeitungsanzeige aufgegeben und auch noch nie Werbung an mein Auto geklebt.“ Damit liegen die Erklärungen für die stete Schlange vor seinen Verkaufswagen auf der Hand: Der Geschmack und die Qualität. Es könnte aber auch an Marion Neumann (64) liegen, der ursympathischen Verkäuferin, die seit viereinhalb Jahren die Meisterware sets gut gelaunt und lächelnd unter die Leute bringt.
Bäckermeister Olaf Schüren
Handwerk statt Industrie, Qualität statt Quantität, Tradition statt Innovationswahn. Bäckermeister Olaf Schüren hat seine Grundsätze. Für einen wie ihn ist es Ehre statt Lästerei, wenn man ihn einen „vom alten Schlag“ nennt.
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Zuverlässigkeit, Handwerkerehre, Heimatliebe - das haben ihm schon seine Ausbilder mit auf den Weg gegeben, als er sich 1980 mit einer Konditoren-Ausbildung auf den Weg ins Berufsleben machte. 1982 war er mit der Lehre durch; 1984 konnte die Familie Schüren dank einer Ausnahmegenehmigung die ehemalige Bäckerei Kluwe in Gräbendorf übernehmen. Zwar hatte keiner einen Meisterabschluss, aber der Staat wollte unbedingt eine Bäckerei im Erholungsgebiet der Berliner, dem kleinen Dorf direkt an der B246. Olaf Schüren holte 1988 seinen Meisterbrief nach und übernahm im gleichen Jahr mit Ehefrau Sabine auch die heutige Bäckerei Schneider in Zeuthen. Vater Karl-August wurde 1983 von Staats wegen aus seinem geliebten Job in der Gießerei gedrängt und ließ sich zum Bäcker ausbilden.
Surjet Chandi Singh
Surjet Chandi gehört zu den neueren Händlern in Wildau: „Ich bin erst seit ungefähr drei Monaten auf dem Markt.“ Am Anfang sei es sehr schwer gewesen: „Die Umsätze waren nicht doll.“ Aber Wildau sei eben eine kleine Stadt und ihn stimmt optimistisch, dass sich seine günstigen Angebote nach und nach herumsprechen.
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Auf seinen Auslagetischen ist zu finden, was früher in der „Fundgrube“ zu haben war. Günstige Batterien, Kleinwerkzeug, Nägel und Schräubchen, Knöpfe und Kurzwaren aller Art. Auch Gürtel und Schnallen, Reißverschlüsse, Schreibwaren und Hosenträger, Fahrradöl oder Flaschenöffner kann man in großer Vielfalt bei ihm entdecken.
Seine Kunden sind Menschen, die nichts Bestimmtes suchen, aber beim Stöbern das eine oder andere entdecken, was ihnen irgendwie fehlt. Vor allem das ältere Semester zählt zu seinen Kunden: „Leute, die noch selbst einen Knopf annähen oder mal eben eine Nagelschere brauchen, schauen gern bei mir vorbei.“ Doch angesichts der Energiekrise und der auf breiter Front steigenden Preise seien die Umsätze stark rückläufig: „Noch vor zwei, drei Jahren hatte ich keinen Grund zur Klage, aber inzwischen spüre ich in beinahe jedem Ort, dass das Geld knapp wird.“ Um 40 bis zu 45 Prozent weniger habe er nach einem langen Markttag in der Tasche. Hinzu kommen die steigenden Kosten für das Benzin und die allgemeine Lebenshaltung: „Es wird nicht einfacher.“
Aber ihm macht es nach wie vor Spaß, die Menschen zu beraten und ihnen preiswerte Angebote machen zu können. Seit 2002 ist Surjet Chandi bereits als Markthändler in der Region unterwegs. Regelmäßig ist er neben Wildau auch in Velten, Brandenburg und in Werder zu finden.